Gezeichnetes Portrait von Eldi

Eldi Ahmeti

  • ist im Jahr 2012 geboren
  • hat zwei Geschwister
  • spricht zuhause Albanisch und Schweizerdeutsch
  • liest, schwimmt, malt gern, fährt gerne Velo und geht ins Karate
  • hat ein besonders gutes musikalisches Gehör und eine wunderbare Singstimme
  • wurde mit frühkindlichem Autismus diagnostiziert und einer kognitiven Beeinträchtigung
  • wechselt mit 7 Jahren in eine Basisstufe an einer Regelschule: Das war im Schuljahr 2019/2020
  • ist zum Gesprächszeitpunkt 11 Jahre alt und startet nach den Sommerferien 2023 in die 4. Klasse

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Übersicht über das Portrait

Logo des Kanton Luzern

Was weiss man über den Kanton?

Die Bedingungen für eine Reintegration im Kanton Luzern werden erklärt.

Zu den Informationen über den Kanton Luzern

Wer war an der Reintegration beteiligt?

Die beteiligten Personen werden vorgestellt.

Zu den Personen

Wie gestaltete sich der Prozess der Reintegration?

Der Reintegrationsprozess wird beschrieben.

Zum Prozess

Wie war der zeitliche Ablauf der Reintegration?

Die zeitliche Abfolge der Reintegration wird aufgezeigt.

Zum zeitlichen Ablauf

Was hat die Reintegration unterstützt oder erschwert?

Gelingensbedingungen und Barrieren bei Reintegrationen werden beschrieben.

Zu den Gelingensbedingungen und Barrieren

Informationen über die Gesprächspartner*innen

Gezeichnetes Portrait von Eliane Familie

Eliane Ahmeti

  • ist Eldis Mutter
  • arbeitet als Hausfrau
  • ist mit Emir Ahmeti, Eldis Vater, verheiratet und wohnt mit ihm zusammen

Gezeichnetes Portrait von Emir Familie

Emir Ahmeti

  • ist Eldis Vater
  • arbeitet auf dem Bau
  • ist mit Eliane Ahmeti, Eldis Mutter, verheiratet und wohnt mit ihr zusammen

Gezeichnetes Portrait von Leana Baran Regelschule

Leana Baran

  • ist die schulische Heilpädagogin von Eldi in der Basisstufe
  • ist ausgebildete Kindergarten- und Basisstufenlehrperson
  • setzt die integrative Sonderschulung (IS) von Eldi um
  • hat zum Zeitpunkt der Reintegration 8 Jahre Berufserfahrung

Regelschule

Alexandra Schnell

  • ist die Klassenlehrerin von Eldi in der Basisstufe
  • ist ausgebildete Kindergarten- und Basisstufenlehrperson
  • hat zum Zeitpunkt der Reintegration mehr als 30 Jahre Berufserfahrung
  • unterrichtete Eldi während 24 Lektionen pro Woche

Gezeichnetes Portrait von Peter Lustenberger Regelschule

Peter Lustenberger

  • ist der Schulleiter der Regelschule
  • war früher als Primarlehrer tätig
  • hat die Ausbildung zum Schulleiter absolviert
  • ist seit mehr als 30 Jahren im Schulbetrieb tätig

Gezeichnetes Portrait von Sina Grau Sonderschule

Sina Grau

  • ist schulische Heilpädagogin an einer Sonderschule
  • war die Klassenlehrerin von Eldi in der 1. Klasse an der Sonderschule
  • hat zum Zeitpunkt der Reintegration 5 Jahre Berufserfahrung als Heilpädagogin

Gezeichnetes Portrait von Frau Sieber Sonderschule

Linda Sieber

  • ist die Integrationsverantwortliche an der Sonderschule: Sie unterstützt die Umsetzung der integrativen Sonderschulung (IS) an Regelschulen
  • ist ausgebildete Lehrperson und schulische Heilpädagogin
  • hat sich im Bereich Coaching und Mentoring weitergebildet
  • ist seit 35 Jahren im Schulbetrieb tätig

Aufteilung der Gespräche

Es fanden drei Gespräche im Sommer 2023 statt. Besprochen wurde die Reintegration von Eldi:

  • Gespräch 07: Frau Schnell und Herr Lustenberger
  • Gespräch 08: Frau Grau und Frau Sieber
  • Gespräch 09: Eldi, Frau Ahmeti, Herr Ahmeti und Frau Baran

Der Reintegrationsprozess von Eldi

Eldis Eltern wussten schon immer: Etwas ist anders mit Eldi.
Er hatte Mühe, sich sprachlich auszudrücken. Eldi schrie deswegen oft.

Nach einem Probetag in einem Kindergarten, wurden die Eltern informiert, dass Eldi nicht in diesen Kindergarten passe. Er habe eine geistige Beeinträchtigung. Auf diese Aussage waren die Eltern nicht vorbereitet.

Es folgte eine Abklärung beim schulpsychologischen Dienst (SPD). Eldi wechselte an einen heilpädagogischen Kindergarten an einer Sonderschule. Zu Beginn zeigte Eldi oft aggressives Verhalten: Er schrie, kratzte, riss an den Haaren und biss. Für die Familie war das ein schwieriges erstes Jahr.

«Dort hat er einfach Rückschritte gemacht. Wir haben bemerkt, das tut ihm nicht gut.»

Herr Ahmeti, G.09

Eldis Eltern wollten, dass er an eine Regelschule wechseln kann.

«Einfach probieren, zurück kann er immer.»

Herr Ahmeti, G.09

Sie beantragen beim SPD gemeinsam mit der Verantwortlichen für die integrative Sonderschulung (IS) und der schulischen Heilpädagogin den Wechsel an eine Regelschule.

«Ich glaube, es ist wichtig, dass wir als Sonderschule, ob jetzt Sonderschule oder Regelschule, die Anliegen der Eltern ernst nehmen.»

Frau Grau, G.08

Der Antrag wurde angenommen. Der Kontakt mit dem Schulleiter der Regelschule wurde hergestellt. Die Reintegration wurde vorbereitet.

«Und mit der Regelschule zusammen haben wir einen Rahmen gemacht. Wie machen wir stufenweise diesen Übergang in die Regelschule? Das war mal so das Erste.»

Frau Grau, G.08

Der Schulleiter und die schulische Heilpädagogin der Regelschule entschieden, dass Eldi in die Basisstufe gehen sollte. Eldi machte daraufhin einen ersten Besuch in der Basisstufe.

Im Schuljahr 2019/20 startete Eldi schliesslich in der Basisstufe. Die schulische Heilpädagogin hatte im ersten Jahr 15 Wochenlektionen in der Basisstufe, davon 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS). Die restlichen 9 Lektionen war sie als Klassenlehrerin für die integrative Förderung (IF) oder für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) zuständig. Zusätzlich wurden von der Gemeinde noch Klassenassistenz-Stunden gesprochen.

Gezeichnetes Gruppenbild aller beteiligten Personen.

Auch der Übergang in die Basisstufe war für Eldi kein einfacher. Eldi zeigte zu Beginn wieder aggressives Verhalten.

«Die Übergangsphase, also die ersten Wochen, an welche ich mich noch zurückerinnern kann, […], sind sehr, sehr happig gewesen.»

Frau Schnell, G.07

Die Lehrpersonen der Basisstufe arbeiteten eng mit Eldis Eltern zusammen. Zur Unterstützung wurde eine Familienbegleitung organisiert.

«Wir haben uns gewünscht, dass ihr [meint Eldis Eltern] zu Hause mehr Unterstützung habt. Weil wir gewusst haben, dass es zu Hause auch eine schwierige Situation ist. Und dann haben wir angefangen zu überlegen, welche Möglichkeiten wir überhaupt haben.»

Frau Baran, G.09

Auch Eldis Klassenlehrerin an der Sonderschule unterstützte die Lehrpersonen der Regelschule mit ihrer Erfahrung im Umgang mit Eldi. Es gab weiterhin Austausch zwischen den Lehrkräften der Sonder- und der Regelschule, um den Übergang für Eldi möglichst fliessend zu gestalten.

«Alles, was dazu beigetragen hat, eine Brücke zwischen der bisherigen Beschulung und der neuen herzustellen, hat aus meiner Sicht sehr geholfen.»

Herr Lustenberger, G.07

Mit der Zeit beruhigte sich Eldis Situation. Er kam an und zeigte immer weniger herausforderndes Verhalten.

«Ich muss sagen, er ist am Schluss so gut mitgelaufen […]. Er ist nicht spezieller gewesen als andere.»

Frau Schnell, G.07

Für das zweite und dritte Schuljahr in der Basisstufe wurden wieder Lektionen beantragt: Es waren jeweils 12 Wochenlektionen, die die Heilpädagogin an der Klasse einsetzen konnte. Davon wiederum 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS) für Eldi.

Während seiner Zeit in der Basisstufe wurde Eldi beim Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD) abgeklärt. Neben der kognitiven Beeinträchtigung lag auch eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) vor. Diese Diagnose brachte auch Klarheit für die Förderung von Eldi.

Eldi war gesamthaft für drei Jahre in der Basisstufe. Er wechselte danach in eine Mischklasse (3./4.). Der Übergang wurde von der Heilpädagogin begleitet. Sie bot sich den neuen Lehrpersonen als Ansprechperson an. Die neuen Lehrpersonen konnten schnell eine gute Beziehung zu Eldi aufbauen.

«Also die neuen Lehrpersonen schwärmen nur, wie gut es läuft, wie Eldi Fortschritte macht. Sie haben ihn auch beide sehr ins Herz geschlossen. Es ist einfach/ Eben, sie sehen den Fortschritt. Sie sehen, was möglich ist.»

Frau Baran, G.09

Zum Gesprächszeitpunkt hat Eldi bereits ein Jahr in der 3./4. Klasse absolviert.
Auch dort erhielt er jeweils 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS) und noch 1 Lektion für Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Nach den Sommerferien 2023 startet Eldi in der 4. Klasse.

Zeitlicher Ablauf

  • Einschulung

  • Schuljahr 2018/19

    Heilpädagogischer Kindergarten

    Einschulung in der Sonderschule.

  • Reintegration

  • Schuljahr 2019/20

    1. Jahr

    Basisstufe an der Regelschule

    Umsetzung Reintegration.

    Eldi erhält 15 Lektionen pro Woche Unterstützung, davon 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS).

  • Schuljahr 2020/21

    2. Jahr

    Basisstufe an der Regelschule

    Weiterführung der Reintegration.

    Eldi erhält 12 Lektionen pro Woche Unterstützung, davon 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS).

  • Schuljahr 2021/22

    3. Jahr

    Basisstufe an der Regelschule

    Weiterführung der Reintegration.

    Eldi erhält 12 Lektionen pro Woche Unterstützung, davon 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS).

  • Übertritt

  • Schuljahr 2022/23

    3. Klasse

    Regelschule, 3./4. Klasse (AdL)

    Weiterführung der Reintegration.

    Eldi erhält 12 Lektionen pro Woche Unterstützung, davon 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS).

  • Gespräche über Eldis Reintegration

    im Sommer 2023

  • Schuljahr 2023/24

    4. Klasse

    Regelschule, 3./4. Klasse (AdL)

    Weiterführung der Reintegration.

    Eldi erhält 15 Lektionen pro Woche Unterstützung, davon 6 Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS).

Gelingensbedingungen und Barrieren

In den Gesprächen über die Reintegration von Eldi wurden Gelingensbedingungen und Barrieren gefunden. Diese sind in 5 Themen aufgeteilt.

Prozessgestaltung

Hier wird beschrieben, wie der Ablauf der Reintegration unterstützt werden kann.

Gelingensbedingungen

Was hat die Reintegration unterstützt?

  • Die Heilpädagogin der Regelschule besuchte Eldi in der Sonderschule. Dies war unterstützend.
  • Eldis Schnupperbesuche an der Regelschule waren hilfreich.
  • Ein offener, individualisierter Reintegrationsprozess, der auf Eldi abgestimmt war, durch alle Beteiligten unterstützt wurde und das Ziel der Reintegration verfolgte.
  • Eine unterstützende Ansprechperson für Eldi und seine Eltern war wichtig für das Gelingen der Reintegration.
  • Eine Ansprechperson für die Lehrpersonen der Sonder- und der Regelschule.
  • Die Information über Eldis Diagnose gegenüber den Mitschüler*innen sowie deren Eltern war hilfreich, sagte Eldis Vater.
  • Der Zeitpunkt der Reintegration auf die 1. Klasse hin war sehr geeignet.

Barrieren

Was hat die Reintegration erschwert?

  • Für eine Reintegration Unterstützung zu erhalten ist ein zeitlich und bürokratisch aufwändiger Prozess.
  • Die fehlende Ansprechperson für Eldi und seine Eltern zu Beginn seiner Schulzeit war eine Barriere.

Rahmenbedingungen

Hier wird beschrieben, was es in der Schule braucht, um die Reintegration zu unterstützen.

Gelingensbedingungen

Was hat die Reintegration unterstützt?

  • Genügend personelle Ressourcen: Das heisst, genug Lektionen für die integrative Sonderschulung (IS) von Eldi.
  • Die Zusammensetzung der Klasse in der Basisstufe war unterstützend, da alle Kinder auf ihrem individuellen Level lernen.
  • Die Kombination der Lehrkräfte: Eine Lehrperson mit viel Berufserfahrung und eine ausgebildete schulische Heilpädagogin.
  • Die Lehrperson und die Heilpädagogin waren die gesamte Basisstufe zusammen an der Klasse. Es gab keinen Lehrpersonen-Wechsel. Diese verlässlichen Strukturen unterstützten Eldi’s Reintegration.

Barrieren

Was hat die Reintegration erschwert?

  • Ressourcen für die integrative Förderung zu beantragen ist aufwändig. Diese werden nur für ein Schuljahr gesprochen.
  • Hinderlich ist, dass nur wenige Klassen im Schulhaus eine Reintegration tragen können/möchten.

Familiale Ressourcen

Hier wird beschrieben, inwiefern die Familie die Reintegration unterstützen kann.

Gelingensbedingungen

Was hat die Reintegration unterstützt?

  • Eldi hat viele Potenziale. Darauf wurde fokussiert.
  • Der Unterricht war sehr strukturiert, dies hat Eldi unterstützt.
  • Der Wille und der Wunsch der Eltern für die Reintegration war gross und wurde berücksichtigt.
  • Eldis Motivation war sehr gross. Auch sein Kompetenzzuwachs in der Sprache und der Kommunikation.

Barrieren

Was hat die Reintegration erschwert?

  • Das fehlende Wissen über die integrative Sonderschulung (IS) von Eldis Eltern sowie von den Eltern der Mitschüler*innen war eine Barriere.
  • Aus Sicht der Lehrpersonen der Sonderschule war Eldi’s Lernstand zu tief für eine Reintegration.

Zusammenarbeit

Hier wird beschrieben, wie die Zusammenarbeit die Reintegration unterstützen kann.

Gelingensbedingungen

Was hat die Reintegration unterstützt?

  • Die schulische Heilpädagogin, die Klassenlehrerin und die Klassenassistenz arbeiteten eng zusammen.
  • Der Schulleiter der Regelschule erkundigte sich mehrmals bei Eldis Lehrpersonen, ob sie die Reintegration umsetzen können und wie es ihnen dabei geht.
  • Die Vernetzung zwischen den Lehrpersonen der Sonder- und der Regelschule: Der Austausch über den Umgang und die Erfahrungen mit Eldi im Unterricht war hilfreich.
  • Der niederschwellige, regelmässige Austausch zwischen den Eltern, der Lehrpersonen der Sonder- und der Regelschule.
  • Die Eltern wurden in der Zusammenarbeit ernst genommen.
  • Die gemeinsame Planung der Reintegration zwischen den Lehrpersonen der Sonderschule und den Eltern war hilfreich.

Barrieren

Was hat die Reintegration erschwert?

  • Die einflussreiche Position des schulpsychologischen Dienstes (SPD) über die Zukunft von Eldi. Die Lehrpersonen und die Eltern fühlten sich ausgeliefert, das war herausfordernd.

Haltung

Hier wird beschrieben, wie Einstellungen und das Handeln danach die Reintegration unterstützen können.

Gelingensbedingungen

Was hat die Reintegration unterstützt?

  • Alle Beteiligten trugen eine integrative Haltung mit.
  • Alle Beteiligten haben dem Kind, der Klasse und sich selbst als Lehrperson oder schulische Heilpädagogin die Reintegration zugetraut.
  • Das Durchhaltevermögen in schwierigen Situationen war wichtig.
  • Das Commitment aller Beteiligten für die Umsetzung der Reintegration.
  • Eine Reintegration ist ein ungewisser Prozess. Es braucht Offenheit, damit sie gelingen kann.
  • Die Bereitschaft und der Wille der Lehrpersonen und der Schulleitung der Regelschule, eine Reintegration umzusetzen.

Barrieren

Was hat die Reintegration erschwert?

Dazu wurde nichts erzählt.

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